I don‘t sing war ein einjähriges Filmprojekt der Klasse LN2 mit den Filmkünstlern Nina Fischer, Maroan el Sani sowie Florian Baron. Die Kulturagentin unserer Schule, Michaela Schlagenwerth, hat das Projekt ins Leben gerufen und von Anfang an begleitet. Doch wie verlief das Projekt im Einzelnen:
Als mir im Juni 2014 als künftiger Klassenlehrerin der LN2 (LN-Klassen sind Klassen mit Flüchtlingskindern mit nur sehr geringen bis keinen Deutschkenntnissen) dieses Vorhaben vorgestellt wurde, war ich sofort von der Idee begeistert und habe mich schnell entschlossen mitzumachen. Und das, obwohl es zunächst eine große Unbekannte im Projekt gab: Und das waren die Schüler selbst.
Sie, die Hauptakteure, waren zu diesem Zeitpunkt nämlich in der Mehrzahl noch gar keine Schüler der Lina- Morgenstern- Schule. Sie waren entweder gerade hier in Berlin angekommen oder befanden sich noch auf dem Weg nach Deutschland. Aber im September 2014 war es dann soweit: Yasin und Mohammed aus Marokko, Damla aus der Türkei, Aia, Rawan, Nor al Deen, Ayman und Fares aus Syrien, Marijo aus Kroatien, Dijana aus Bosnien sowie Linh und Anh aus Vietnam trafen sich immer donnerstags mit den Filmemachern.
Und so haben wir angefangen mit unserem Projekt:
Wir haben uns erzählt, wie wir am Morgen in die Schule kommen. Was dabei Lustiges oder Unvorhergesehenes passiert und warum man einfach nicht pünktlich in der Schule sein kann. Und wie war das eigentlich in unserem Heimatort?
Aber wie erzählt man diese Geschichten, wenn man erst wenig oder noch gar kein Deutsch spricht?
Wir haben alle Sprachen benutzt, die mehrere Schüler konnten, manchmal auch unsere Hände und Füße. Wir haben gemalt und gezeichnet, gebastelt, gespielt, gekocht & gegessen und Knetfiguren animiert, Filmabspann und Poster gestaltet. Und ganz nebenbei gelernt, wie man einen Film macht: Wie aus einer witzigen Idee ein Drehbuch entsteht. Wie ein Storyboard gezeichnet wird und wie man mit einer Super-8-Kamera filmt. Was man für witzige Perspektiven mit einer Go-Pro aufnehmen kann, …, und immer wieder Filmausschnitte toller Filme angeschaut.
Neben dem Donnerstags-Treff mit den Filmkünstlern in der Schule gab es auch 3 tolle Ausflüge.
- Im November besuchten wir das Filmmuseum am Potsdamer Platz und waren in der Ausstellung “… und Action! Wie werden Film und Fernsehen gemacht?”
- Die Berlinale im Februar lockte auch unsere Klasse ins Kino (siehe Fotos). Wir sahen den Wettbewerbsfilm der Generation 14plus WONDERFUL WORLD END aus Japan.
- Vielleicht der Höhepunkt unter den Ausflügen war unser Besuch im Filmpark Babelsberg im April 2015.
Auch Musik spielte in unserem Projekt eine wichtige Rolle. Im Film kann man es auch gut hören. Für unsere Super-8-Filme beispielsweise haben wir Musik aus unseren jeweiligen Heimatländern ausgewählt.
Und dann gibt es in unserem Deutschbuch dieses Lied: „Freunde für’s Leben“, das wir ziemlich gern singen. Als wir im März mit Charles Onyedieke einen Workshop über Hip-Hop und Rap-Musik hatten, haben wir einfach dieses Lied als Rap performt. Vorher hatte uns Charles eine Menge über die Entwicklung von Hip-Hop erzählt und passende Musik-Videos gezeigt und uns natürlich auch seine eigenen Songs vorgestellt. Einige Schüler der Klasse, z.B. Linh und Marijo haben auch eigene Texte geschrieben und ins Mikrofon gesungen.
Musik macht ja nicht an der Tür eines Klassenraumes halt. Schüler anderer Klassen wurden aufmerksam und so entstand die Idee eines Open-Mic als Pausenangebot für unsere Schule. Am 8.Juni 2015 war es soweit: Bei schönstem Sonnenschein bauten die Künstler Mikrofone, ein Sound- System und Boxen auf dem Schulhof auf und jeder, der Lust hatte, war eingeladen, das Mikrofon zu nehmen und den umstehenden Zuhörern und Zuschauern zu zeigen, was er oder sie mit seiner Stimme anstellen kann.
Inzwischen hatte der Film „I don’t sing“ am 18. Juni 2015 im Kino Arsenal am Potsdamer Platz seine Uraufführung. Weitere Aufführungen werden sicherlich folgen. Auf unserem Schulfest am 3. Juli 2015 werden Ausschnitte des Films zu sehen sein.
Wir hatten eine tolle Zeit!
Die Klasse LN2 & Ines Naschke